Garnelen – Unterteilung in Gattungen

Süßwassergarnelen und fast alle anderen Garnelen gehören zur Familie der Zehnfußkrebse. Die Süßwassergarnelen der Überfamilie Atyoidea werden in 19 Gattungen unterteilt, die wiederum 469 Arten umfassen. Dieses ist jedoch nur ein Zwischenstand der Forschung, vieles ist noch nicht einmal entdeckt. Wie auch bei Fischen eignen sich nur einige Gattungen beziehungsweise Arten für die Aquaristik. Am beliebtesten sind wohl die Zuchtformen der Zwerggarnelen Caridina und Neocaridina. Viele dieser Zuchtformen gehören zur selben Art sowie auch einige Arten sich miteinander kreuzen würden.

Ursprünglich stammen Garnelen aus den Weltmeeren. In nährstoffreichen Flussmündungen ist der Salzgehalt niedriger und die ersten Garnelen haben sich angepasst und sind im Laufe der Evolution die Flüsse hochgewandert. Während viele Garnelen ihr Larvenstadium noch im Brackwasser verbringen müssen, pflanzen sich Garnelen des entwickelten Fortpflanzungstyps direkt im Süßwasser fort. Nur so konnten sie noch weiter die Flüsse hochwandern. Dieses sind die typischen Fortpflanzungsstrategien für Süßwassergarnelen.

Süßwassergarnelen haben sich zudem an ihre Nahrung angepasst. Zwerggarnelen suchen nach Algen, Pflanzenresten und Kleinstlebewesen. Fächergarnelen setzen sich in die Strömung und filtern die Schwebstoffe aus dem Wasser. Großarmgarnelen lauern ihrer Beute auf und würden ein Gesellschaftsbecken schnell in ein Artenbecken umwandeln.

Während Zwerggarnelen sich häufig bereits im Nano Cube mit 20 Litern wohlfühlen, reicht das für Fächergarnelen oder Großarmgarnelen nicht mehr aus. Einige Garnelenarten überschreiten eine Gesamtlänge von 10 cm und brauchen Beckengrößen mit mehreren 100 Litern.

Zwerggarnelen der Gattungen Caridina und Neocaridina

Neocaridina zählten einst zu Caridina, unterscheiden sich jedoch durch unauffällige Merkmale. Typische Neocaridina gehören zum fortgeschrittenen Fortpflanzungstyp. Bei den Caridina gilt das nur für einige Arten, ein ganzer Teil ist auf Brackwasser oder sogar Meerwasser angewiesen. Die planktonischen Larven wandern deswegen erst flussabwärts und später wieder flussaufwärts. Beim fortgeschrittenen Fortpflanzungstyp legen die Weibchen nur sehr wenige Eier, die sie direkt am Körper tragen. Es schlüpfen vollentwickelte Junggarnelen.

Neocaridina sind tendenziell robuster in der Haltung und bereits mit Nano Cubes ab 20 Litern zufrieden. Sie werden wie Caridina je nach Art 2 bis 5 cm groß und tummeln sich in Bodennähe. Zwerggarnelen brauchen im Aquarium zudem eine dicht bepflanzte Stelle mit feinfiedrigen Pflanzen als Rückzugsort.

Klassiker der Caridina sind

– Amanogarnele (frisst sehr viele Algen)

– Bienengarnele

-Tigergarnele

– Blue Bolt

Klassiker der Neocaridina sind

– Red Fire

– Yellow Fire

– Sakura

– Orange Sakura

– Bloody Mary

Einige Arten oder deren Zuchtformen können sich kreuzen und sollten deswegen nicht zusammen gehalten werden. Sind die Garnelen jedoch auf Brackwasser angewiesen, vermehren sie sich ohnehin nicht im Süßwasser-Aquarium.

Zwerggarnelen eignen sich für die Vergesellschaftung mit Schnecken oder Friedfischen, solange alle sich mit den gleichen Wasserwerten wohlfühlen. Zwerggarnelen brauchen immer einige Artgenossen. Solange die Grundlagen zur Garnelenhaltung eingehalten werden, eignen sich Zwerggarnelen auch für Anfänger oder Nano Cubes.

Fächergarnelen der Gattungen Atya, Atyoida, Atyopsis

Einige Fächergarnelen wie die Blaue Monsterfächergarnele oder Raue Fächergarnele erreichen bis über 10 cm Gesamtlänge. Sie wirken im Vergleich zu Zwerggarnelen gedrungener und kräftiger im Körperbau. Diese filtrierenden Garnelen sind auf eine Wasserströmung und eine Bepflanzung als Rückzugsort angewiesen. Das Aquarium muss deswegen nicht allein größer, sondern auch anders eingerichtet sein. In der Wasserströmung muss eine Wurzel, ein Felsbrocken oder etwas Ähnliches liegen. Hier findet die Fächergarnele mit ihrem dritten Schreitbeinpaar Halt. Sie öffnet ihre Fächer, die auf den ersten beiden Schreitbeinpaaren liegen. Diese schließt sie regelmäßig, um die eingefangenen Partikel zu den Mundwerkzeugen zu führen.

Der Aquarienfilter soll nicht zu gründlich filtern und eine Wasserströmung erzeugen. Damit die Fächergarnelen genug Partikel einfangen, sollte regelmäßig etwas Staubfutter gegeben werden. Andere filtrierenden Tiere wie Muscheln sollen als Konkurrenten allerhöchstens in sehr großen Aquarien vorkommen.

Wenn Fächergarnelen ständig am Bodengrund suchen, haben sie zu wenig Nahrung. Sie können kurzfristig überbrücken, werden aber innerhalb von Wochen verhungern, wenn keine Schwebstoffe in das Wasser gegeben werden.

Fächergarnelen wollen einige Artgenossen haben. Sie sind insgesamt friedliche Aquarienbewohner und für ihre Fortpflanzung auf Brackwasser angewiesen. Sie lassen sich also mit einigen Friedfischen oder anderen Wirbellosen vergesellschaften und vermehren sich nicht. Der Aquarianer behält die volle Kontrolle über seinen Besatz.

Großarmgarnelen der Gattungen Macrobrachium, Euryrhynchus, Arachnochium

Einige Arten der Großarmgarnelen wie die Amazonas-Laubgarnele oder die Perlgarnele erreichen nur die Größe von Zwerggarnelen. Andere werden bis ca. 10 cm groß und die Rosenberggarnele erreicht sogar 30 cm Körperlänge. Hinzu kommt die Länge der Fangarme, welche diese Körperlänge noch überschreiten können.

Auch wenn viele Großarmgarnelen eher Aas und weiches Pflanzenmaterial fressen, können sie Beute schlagen. Genau das werden diese Krustentiere im Aquarium immer wieder machen und dadurch das Becken leeren. Ist dieses beengt oder liefert nur wenige Verstecke, greifen sie auch ihre Artgenossen an. Diese sollen deswegen immer eine ähnliche Größe und mehr Weibchen als Männchen aufweisen.

Gerade die kleineren Arten gehören häufig dem fortgeschrittenen Fortpflanzungstyp an. Bleibt der Nachwuchs im Becken der Elterntiere, werden die Jungtiere meistens nicht mehr auswachsen.

Für die Bepflanzung im Aquarium eignen sich Barschpflanzen. Es soll außerdem schnellwachsende Wasserpflanzen wie die Wasserpest Elodea als Grünfutter geben. Ansonsten eignen sich proteinreiche Futtertabletten. Für größere Arten sind kleingehackte Rinderherzen oder ungewürztes Rinderhack eine willkommene Ergänzung. Gerade dieses Futter ist wegen der Wasserwerte sehr dosiert zu füttern.

Weitere Garnelen der Süßwasseraquaristik

Es gibt einige weitere Süßwassergarnelen, die sich in der Aquaristik etablieren. Dazu gehören die Europäische Süßwassergarnele, die Felsengarnele oder die Karibische Langnasengarnele. Diese Garnelenarten eignen sich für das Aquarium, lassen sich aber nicht in die vorherigen Gruppen integrieren.

Es gibt außerdem Sulawesi Garnelen, die von der indonesischen Insel Sulawesi stammen. Sulawesi Garnelen sind Zwerggarnelen, die zur Gattung der Caridina gehören und sich an ihren Lebensraum angepasst haben. Sie leben in Seen, die einst ihre Verbindung zum Meer verloren und inzwischen Süßwasser enthalten.

Sulawesi Garnelen haben sehr spezielle Ansprüche an das Wasser und sind insgesamt anspruchsvoller. Es sind jedoch besonders schöne Exemplare wie die Harlekingarnele oder die Kardinalsgarnele darunter.